PPAG aus Wien…

„Architektur ist keine Kunst, sondern eine Wissenschaft“, sagen Anna Popelka und Georg Poduschka. Schwerpunkte ihrer Arbeit sind der zeitgemäße Wohnungs- und Bildungsbau. Hier versteht sich das Büro mit über 250 Projekten als Teil eines globalen Laboratoriums. Die beiden Partner forschen, entwickeln und stecken viel Herzblut in ihre Arbeit, um am Ende Unikate in der Welt zu platzieren. Denn: „Jedes Haus wird nur einmal gebaut“.

Gedanken zum Gebäude – Interview mit den Architekten

Was macht die Lage aus? Was waren Ihre ersten Gedanken angesichts der Baugrundstücke und der Umgebung?

Zentral und doch irgendwie am Ende der Straße. Das ist ein schöner Aspekt in Berlin, die Inhomogenität, das fehlende Zentrum, sodass man sich auch in Mitte an manchen Ecken wie an der Peripherie fühlt.


Empfanden Sie die Situation der beiden
Baugrundstücke eher spannend oder schwierig?

Schwierig ist anregend, weil vieles nicht geht, das mögen wir. Der Bezug über die Straße, die energetische Verbindung über die Luft ist spannend.

"Wir nehmen das Beste aus beiden Welten."

Wie haben Sie die Baulückensituation berücksichtigen müssen?

Dass eine Stadtplanung Kategorien wie „Gefällt mir“ oder „Gefällt mir nicht“ vertritt, ist neu für uns.


Wie würden Sie in jeweils einem Satz
die beiden Häuser beschreiben?

Es sind 3 – eine Familie.

Wie stehen die Gebäude
in Bezug zur Umgebung?

Irgendwie sind sie Plomben, Vervollständigungen, etwas, das noch gefehlt hat, zugleich sehr eigenständig.


Wie sind Sie auf die Gestaltung
gekommen? Was war Ihre Inspiration?

Einer unserer Ausgangspunkte ist die Imagination zukünftiger Bewohner. Und da fallen einem recht unterschiedliche ein. Das unbekannte Wohnbedürfnis wollen wir sozusagen prophylaktisch beantworten. Wir gehen davon aus, dass jeder Mensch das Gefühl von Großzügigkeit empfinden möchte, auch in der kleinen Wohnung. Das wird z.b. durch unterschiedliche Niveaus in den Wohnungen erzeugt, die „Gegenden“ vermitteln, eine Landschaftlichkeit, verschiedene Positionen der Person im Raum ermöglichen. Die Wohnung als Stärkungsinstrument, als gebautes Rückgrat spielt immer auch eine Rolle. Wir kommen ja eigentlich aus dem sozialen Wohnbau, bei dem es um kontemporäre Wohnqualität für Viele geht, diese Verantwortung übernehmen wir sehr gerne. Einmal für wenige Bessergestellte etwas unschnöselig Elementares auszudenken macht enormen Spass, auch hier braucht man gute Wohnungen und die Bedürfnisse sind ja nicht so anders.

"Es geht um Leben. Um ein Verwöhnprogramm für die Bewohner."

"Irgendwie sind sie Plomben, Vervollständigungen, etwas, das noch gefehlt hat, zugleich sehr eigenständig."

Wie haben Sie den Entwurf entwickelt?
Was war Ihre Inspiration zur Gestaltung?

Wir gestalten nicht. Das wäre zu sehr Schöpferattitude. Wir formulieren hoffentlich das Notwendige Neue, was oft fälschlicherweise als Radikalität empfunden wird.


Was macht die Grundrisse der
beiden Gebäude besonders?

Jede Wohnung ist anders und wird ihre einzigartige Bewohnerschaft finden, die schon auf der langen Suche nach ihr ist. Ein Abbild der Gesellschaft im Kleinen.

Was machte die Zusammenarbeit
mit dem Bauherren aus?

Anspruchsvolle Bauherren wechseln oft zwischen „Macht Ihr mal!“ und grenzenloser Bevormundung. Wir sind keine Dienstleister sondern Liebesdiener. Solche Widersprüche machen uns nichts aus. Wir nehmen das Beste aus beiden Welten und versuchen die Kontrolle zu behalten, es geht ausschliesslich um das Ergebnis.


Wie würden Sie bei Caro+Louis den Zusammenhang
zwischen Form, Funktion und Ökonomie beschreiben?

Bei einem Teilchenbeschleuniger, ok, im Wohnbau wird Funktion überbewertet. Der Funktionalismus hat uns die klassische Wohnung für die klassische Familie beschert, mit Schlafzimmern die man nicht benutzt und Gängen, damit man sich nicht begegnet etc. Es geht um Leben. Um ein Verwöhnprogramm für die Bewohner. Die Form ist letztlich Ergebnis prognostizierter Lebensäußerung. Die paar Ecken mehr sind in Wahrheit immer leistbar, und im freifinanzierten Wohnbau angenehmerweise keine Diskussion.


Wie ist Ihre Wiener Perspektive auf
den Wohnungsneubau in Berlin?

Wir erklären uns die Situation so, dass Berlin aus der Übung ist und langsam wieder reinkommt. Jahrzehntelang wurde nur verwaltet, die Wohnungen ausverkauft. Seit einigen Jahren wächst die Stadt wieder und braucht neuen Wohnraum. Mangels Übung orientiert man sich am Vergangenen. Aber das wird, sicher. Auch eine Besonderheit: In Berlin wissen alle Bescheid, wie es geht.

PPAG ist in allen Bereichen des Hochbaus tätig, in allen Dimensionen, von Möbelbau bis Städtebau.

Auszeichnungen

2019 Hans-Hollein-Kunstpreis für Architektur des Österreichischen Bundeskanzleramtes
2018 Staatspreis Architektur 2018 in Verwaltung und Handel
2017 best architects 18 Award für Pah Cej Kah – Büro-und Geschäftshaus
2015 Schorsch "gebaut 2014" für Restaurant Steirereck
2014 Preis der Stadt Wien für Architektur
2013 best architects 14 Award für Dachausbau Radetzkystraße und Kagome
2012 best architects 12 Award für Wohnen am Park
2007 best architects 08, Auszeichnung in Gold für PA1

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